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Parks und Gärten in Hamburg: Der Garten im Röperhof.

Hamburgs grüne Fluchten: Wo sich geheime Ruheoasen und blühende Paradiese verstecken

Vogelgezwitscher, uralte Rhododenren, Lindenalleen, verwitterte Gräber, weiße Villen und Palmen (aus Plastik): In Hamburg gibt es neben berühmten Parks wie Planten un Blomen, dem Stadtpark oder dem Volkspark noch zahlreiche andere Paradiese zu entdecken, die häufig auf die Gartenliebe reicher Hamburger Kaufmannsdynastien zurück gehen. Doch wo genau lässt es sich am schönsten Pause machen? Diese Auswahl bringt Licht in Hamburgs Großstadtdschungel …

Exzentrische Gartenkunst mit Elbblick

Perfekt für: Pausen mit Aussicht, Picknick-Fans

 

Wie eine Burgmauer aus Blättern wirken die in Reih und Glied getrimmten Koniferen, hinter denen sich ein grandioser Blick über die Elbe erstreckt. Diese ungewöhnliche Hecke findet Ihr in einem verwunschenen Garten, der 30 Meter über dem Blankeneser Elbufer auf dem Kösterberg thront. Nach einer Italienreise hatte ihn ein Hamburger Kaufmann als seine private Oase anlegen lassen. Nachdem der Garten Ende des 19. Jahrhunderts in den Besitz der jüdischen Bankiersfamilie Warburg übergegangen war, errichtete diese darin zusätzlich ein kleines Amphitheater. In den 1920ern und 1930ern luden die Warburgs hier zu legendären Konzerten, Picknicks und Theateraufführungen ein. Während der Nazizeit musste die Familie emigrieren, der Park verfiel – bis er in den 1990ern mitsamt seinem Seerosenteich wiederentdeckt und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. 

– Kösterbergstraße 40E / Google Maps

 

Auf den Hügeln von Teufelsbrück

Perfekt für: Jogger, Hundehalter, Picknick-Fans, Pflanzen-Freaks

 

Der Jenischpark erstreckt sich hinter dem Fähranleger Teufelsbrück auf mehreren Hügeln Klein Flottbeks und ist ein gutes Beispiel für jene „Pleasuregrounds“, die reiche Hamburger einst auf den Elbhängen anlegten, um der Enge der Stadt zu entkommen. 1785 hatte auch Caspar Voght, ewiger Junggeselle, Aufklärer und Reformator des Armenwesens, einen der Bauernhöfe am Elbhang gekauft und  zu einer „ornamented farm“ ausgebaut. Er schuf einen Landsitz nach englischem Vorbild, testete dort Kartoffelsorten, entwickelte Dünger und soll sogar die Glocken seiner Kühe harmonisch aufeinander abgestimmt haben. Aus dem Projekt ging später übrigens Deutschlands erste Landwirtschaftsschule hervor. 1828 verkaufte Voght an Senator Jenisch.

Der verwandelte das „dampfende“ Ackerland schließlich in eine Sommerresidenz und baute den extravaganten und zugleich hanseatisch schlichten, weißen „Kubus“ mit Blick auf die Elbe: das „Jenisch-Haus“. Heute könnt Ihr im 1. Stock die schönen Biedermeier-Zimmer der Senatorenfamilie besichtigen, die ich auch in diesem Instagram-Post zeige. Der Park, in dessen Mitte die Villa thront, ist mit 43 Hektar so riesig, dass man sich gut darin verlieren kann. Vergesst jedoch nicht, auch dem Garten hinter der Villa einen Besuch abzustatten: Diese Hamburger Mini-Variante der englischen Kew Gardens birgt u.a. eine interessante Sammlung exotisch-skurriler Bäume aus aller Welt.

– Baron-Voght-Straße 50 / Google Maps


Die verwunschene Welt am Weiher

Perfekt für: Jogger, Kinderwagen-Runden, Yoga-Übungen und Entenfütterungen

 

Mitten in Eimsbüttel (auch „Eimsbusch“ genannt), zwischen Gärtnerstraße und Ottersbekallee, eingerahmt von herrlichen Altbauten, betritt man plötzlich diesen zauberhaften Ort um einen Weiher, an dem man sich nicht wundern würde, wenn plötzlich kleine Elfen aus dem Schilf emporstiegen. Auch dieser Park ist im 18. Jahrhundert, als Eimsbüttel noch ein Dorf vor den Toren Hamburgs war, aus einem ehemaligen Landsitz einer Kaufmannsfamilie hervorgegangen. Zuletzt gehörte er den Lutteroths, die einen Hamburger Bürgermeister stellten, nach dem auch eine Straße in Eimsbüttel benannt worden ist. Heute könnt Ihr nicht nur um den Teich schlendern, sondern auch im „Café am Weiher“ kalte und warme Getränke sowie Kuchen genießen, während sich die Kids nebenan im Planschbecken abkühlen.

– Am Weiher / Google Maps


Lieblicher Landsitz mit finsterem Beigeschmack

Perfekt für: Spaziergänge, Hirsche gucken, Rhododendron-Fans

 

An wohl keiner Straße Hamburgs stehen so viele herrschaftliche Paläste mit eigenen Parklandschaften wie an der Elbchaussee. Auch zum Hirschpark von Dockenhuden gehört eine weiße Villa mit Säulen. Und die hat ihre ganz eigene Geschichte: Im 19. Jahrhundert wohnte darin ein Kaufmann, der sein Geld mit Auswandererschiffen und Südseehandel verdiente. Cesar Godeffroy hielt sich auf seinem Elbgrundstück Hirsche, Enten und Rebhühner. Doch er unterhielt im Alten Wandrahm auch ein privates Naturkunde-Museum (das heute nicht mehr existiert). Dafür stellte er eigene Naturforscher an, die in entlegenen Ecken der Welt Artefakte und Kuriositäten für ihn sammelten. Unter ihnen auch eine Frau: Amalie Dietrich. 1852 stach sie von Hamburg aus nach Australien in See, um von dort 10 Jahre lang Naturalien in Godeffroys Museum zu schicken. In ihren Kisten befanden sich nicht nur Pflanzen und Tiere. Leider sollte sie den Kaufmann auch mit menschlichen Schädeln, Skeletten und der Haut eines Aborigines beliefern – eine finstere Episode aus Hamburgs kolonialem Zeitalter. Ende des 19. Jahrhunderts ging „der König der Südsee“ pleite. Sein Museum musste er verkaufen. In seiner Villa befindet sich heute eine Tanzschule. Der Park mit einer jahrhundertealten Allee aus Linden ist seit 1927 öffentlich zugänglich. Mehr Ansichten findet Ihr in diesem Instagram-Post

– Elbchaussee 499 / Google Maps


Rhododendron-Pracht und Grabsteinliebe

Perfekt für Grill-Abende, Slackline-Artisten, Tai-Chi-Freunde und Grabinschriften-Leser

 

Ich wohne direkt um die Ecke dieser kleinen Enklave von Altona-Alststadt und betrachte sie als einen Ersatz für den Garten, den wir nicht haben. Neben den uralten Rhododendronbüschen, Magnolienbäumen und duftenden Azaleen verteilen sich im Park zahlreiche Grabsteine mit schnörkeligen Inschriften, die ich nur zu gerne entziffere. Das erste Begräbnis fand hier im Juli 1831 statt, beerdigt wurde Bankdirektor Kiß, Herausgeber der Altonaer Adreß-Comptoir-Nachrichten. Als letzte fand hier die 98-jährige Bertha Charlotte Reincke im Oktober 1945 ihre Ruhe. Dazwischen wurde auch der Verfasser des Schleswig-Holstein-Liedes, Matthäus Friedrich Chemnitz, im Jahr 1870 im Wohlerspark zu Grabe getragen.

Heute picknicken Familien und Jugendliche zwischen den Gräbern, es wird Boule gespielt und es riecht den ganzen Sommer nach gegrillten Würstchen, Astra und Kartoffelsalat. Und wenn dann auch noch die Gitarren erklingen und Kinder zwischen den Grabsteinen verstecken spielen, dann sind die Toten der Stadt dem Leben nirgendwo näher als hier. PS: Solltet Ihr zum Grillen oder Picknicken in den Park kommen, bringt unbedingt Mülltüten mit und entsorgt Eure Abfälle. Leider ist das Müllproblem in den letzten Jahren immer größer geworden…

– Norderreihe 2 / Google Maps


Palmen aus Plastik

Perfekt für: Basketballspiele und Vorglühen zur Kieztour

 

Auf einem Areal hoch oben auf dem Pinnasberg von St. Pauli haben Künstler, Architekten und Anwohner eine Trutzburg gegen stadtplanerische Reichenghettos geschaffen: Es ist ein Park mit Plastikpalmen, wellenförmigem Rasen, Basketballfeldern und grandiosem Hafenblick. Auch wenn es sich dabei nicht um einen Park im strengen Sinne handelt, lohnt es sich auch an diesem Ort, ganz besonders in den frühen Abendstunden, ein Plätzchen zu suchen, dem Treiben zu zuschauen und dabei den Blick auf den Hafen zu genießen. Zeit für ein Bierchen! 

✓ Dieser Spot ist einer von 18 Orten, an die Euch mein Foto-Guide „St. Pauli am Tag“ führt – eine Tour mit Google Maps Adressen und unterhaltsamen Anekdoten zum Nachlaufen durch den bunt-schrägen Kiez!


Ein Bauerngarten aus einer anderen Zeit

Perfekt für: Kuchenliebhaber und Bienenfreunde
Parks und Gärten in Hamburg: Der Garten im Röperhof.

 

In einer Sackgasse in Hamburg- Othmarschen prallen zwei Welten aufeinander: eine moderne mit Blick auf Neubauten und den Klotz des Altonaer Krankenhauses, eine ländliche mit Bauerngarten und einem reetgedeckten Fachwerkhaus, wie man es eher von Amrum oder Sylt her kennt. Es ist, als hätte eine Zeitmaschine die 250 Jahre alte Bauernkate durch Zufall in die Gegenwart an den Agathe-Lasch-Weg verpflanzt, mitsamt seiner Sprossenfenster und dem Kopfsteinpflaster vor dem Hauseingang. Die Zeitreise zum Röperhof lohnt auf jeden Fall, um sich in den Bauerngarten zu setzen und ein Stück Kuchen zu essen. Manchmal, am Wochenende, kann man dann sogar Zeuge werden, wie hier Hochzeitsgesellschaften nach dem Standesamt feierlich anstoßen…

– Agathe-Lasch-Weg 2 / Google Maps

 

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