
Urban Streetart in Hamburg: Lieblingskunstwerke aus der Sprühdose
Die besten Kunstausstellungen Hamburgs findet man auf der Straße. Auf Fassaden und Mauern an Orten wie der Sternschanze, Altona, dem Gängeviertel, St. Pauli oder Ottensen. Kein Eintritt, keine Preisschilder, satte Farben, großartige Motive. Manche kommen und gehen, viele bleiben. Bereit für einen Galeriebesuch zu meinen aktuellen Lieblingswerken?
Streetart: wandgestalten.de
Die große Welle von Ottensen
Diese durch den japanischen Künstler Hokusai (1760-1849) inspirierte Welle schwappt an einem Schönheitssalon an der Barnerstraße in Ottensen entlang. Dass sich sein Motiv der „Großen Welle von Kanagawa“ mal als Graffiti-Kunst an einer Hauswand wiederfinden würde, hätte dem Japaner sicher gefallen. Er galt als experimentierfreudiger Verwandlungskünstler und erfand mit seinen Gruselcomics übrigens auch das Genre des Mangas. Ich mag die blauen Farben dieses Streetart-Werkes aus den Sprühdosen von wandgestalten.de . Blau war damals offenbar für eine längere Phase auch die Lieblingsfarbe Hokusais. Er hatte sie für seinen original Holzschnitt der Welle als synthetischen Farbstoff namens „Berliner Blau“ extra aus Europa importieren lassen.
→ STANDORT: Barnerstraße 1, 22765 Hamburg I Google Maps .
Die Heilige mit dem Totenkopf
Achtung: dieses Graffiti existiert leider nicht mehr…
Der Tod ist weiblich, bunt und lauert in der Brunnenstraße auf St. Pauli. Dieses „Mural“ (Mauerbild) zeigt „Santa Muerte“, eine Heilige, von der es heißt, dass ihr vor allem Angehörige krimineller Kreise in Latein- und Südamerika huldigen sollen. Das Kunstwerk stammt aus den Sprühdosen der Hamburger Künstlerin Anna T-Iron, die es 2015 anlässlich des mexikanischen Totenfestes im Auftrag der Spirituosenmarke Sierra Tequila schuf.
Annas farbenfroher Stil findet sich dabei nicht nur in Hamburg, sondern überall auf der Welt, was sie u.a. auf ihrem Instagram-Account dokumentiert.
Der letzte Seebär
Ein letzter echter Seebär versteckt sich in einem Hinterhof der Sternschanze, zwischen Hausnummer 57 und 69 in der Lippmannstraße. An die Wand gebracht haben ihn Innerfields, ein Berliner Künstlertrio. Und auch zu diesem Werk gibt es ein tolles Enstehungsvideo (siehe unten) und es ist teil meiner Foto-Safari „Hamburg Highlights“, die Ihr Euch in meinem Shop herunterladen könnt und die Euch auf einer Spezial-Tour zu 15 grandiosen Fotospots der Sternschanze, des Hafens, der Speicher- und der Innenstadt führt.
Mauer der Toleranz und Menschlichkeit
Diese teils gepixelt erscheinende Welt aus Drachen und anderen Phantasiewesen ist eine Kollaboration der beiden Künstler Dennis DTXR („the weird“) und Smithe. Man findet sie auf einer Wand an der Rückseite des Thalia-Theaters in der Gaußstraße in Ottensen/Bahrenfeld. Dort ist sie im Juni 2017 während des ersten deutsch-mexikanischen Urban Art Festivals Cartel del Arte entstanden, bei dem verschiedene Künstler aus Mexiko und Deutschland aufeinander trafen. Das Mauerbild soll als Symbol für Toleranz und Menschlichkeit stehen.
→ STANDORT: Thalia in der Gaußstraße 190 I Google-Maps
Die Schwarze Witwe
Vor dem 1. Weltkrieg war das Gängeviertel ein Slum, dann Zentrum des jüdischen Lebens. Heute befindet sich hier die genossenschaftliche Initiative “Komm in die Gänge” , die den Ort kulturell und vor allem künstlerisch nutzt.
Beim Gang durch das Viertel, einer wahren Fundgrube für Streetart, fällt vor allem eine riesige Spinne auf, die über eine Hauswand zu krabbeln scheint. Der halbierte Gliederfüßler in der Speckstraße ist das Werk des österreichischen Graffiti-Künstlers Nychos, Spezialist für das Innenleben von Tieren.
→ STANDORT: Speckstraße I Google Maps
Die zwei Überflieger
Ziemlich häufig begegne ich ihnen: den beiden Möwen an der Hauswand der St. Pauli-Lodge, einem kleinen B&B zwischen Sternschanze und Reeperbahn, meiner unmittelbaren Nachbarschaft. In Hamburg soll es 3000 Möwen geben, die meisten davon sind Sturmmöwen. Doch neuerdings gesellen sich auch immer mehr Lachmöwen dazu. Warum? Die Tiere wandern aus Osteuropa ein. Wegen der zunehmend milden Winter ziehen sie nicht mehr wie sonst weiter südwestwärts nach Frankreich oder Belgien, sondern sparen sich den weiten Weg und lassen sich stattdessen an der Elbe nieder.
→ STANDORT: Thadenstr. 94 I Google Maps
Nepalesische Streetart im Handwerkerhof
Der Handwerkerhof Ottensen ist ein genossenschaftsähnliches Projekt mit einem Gebäude an der Ecke Bahrenfelder Straße/Gaußstraße, das von einem Kollektiv aus verschiedenen Handwerks- und Gewerbebetrieben genutzt wird. Eine der Außenwände ziert seit 2016 ein Wandgemälde zweier Künstler aus Nepal. Eine Gottheit? Ein Berggeist? Keine Ahnung. Aber eins steht fest: Es sieht verdammt gut aus und hebt auf der Stelle die Stimmung!
→ STANDORT: Bahrenfelder Straße 321 I Google Maps
Der blonde Hans
Vor allem der Film „Große Freiheit Nr. 7“ begründete nach dem Krieg das verruchtromantische Image des Hamburger Rotlichtviertels. Ebenso machte der norddeutsche Blockbuster einen blonden Kerl mit hypnotischem Blick und Schifferklavier zum Star, der voller Inbrunst das Herz von St. Pauli und das Meer als die ewige Braut des Seemanns besang. Heute noch erklingen die Songs, die Hans Albers berühmt machten, aus den Jukeboxen mancher Kiezkneipe. In der Hein-Hoyer-Str. auf St. Pauli hat ein mir leider unbekannter Künstler dem blonden Hans zudem ein sehr schönes Denkmal auf einer Leinwand aus Putz gesetzt.
– HIER ENTLANG FÜR EINEN 2. TEIL ZU HAMBURGS STREETART! –
Lust, Hamburg und seinen Urban Jungle weiter zu entdecken? Dann lade Dir diese Elbville Fotosafari herunter – und los geht’s!
Moin! Ich bin Frau Elbville aka Susanne Krieg und auf diesem Blog verrate ich Euch Insider-Tipps rund um die schönsten Ecken von Hamburg. Mein Motto: Raus aus der Bude – in dieser Stadt gibt’s einfach immer etwas Neues zu entdecken! Mehr zu meiner Person erfahrt Ihr hier.