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Nur die Leuchtreklame war Zeuge: Was passiert, wenn der Hamburger Mark Broyer nachts auf Foto-Pirsch geht

Tagsüber arbeitet der Hamburger Mark Broyer als Art Director. Nachts geht er auf Streifzug und fotografiert Hamburg im Zwielicht. Vorzugsweise im Hafen, wenn es nebelig ist, oder auf St. Pauli. Entdeckt habe ich Mark auf Instagram. Seine Fotos, von denen ich hier einige zeigen darf, erinnern mich an die Filme meines Lieblingsregisseurs David Lynch. Ob Lynch ihn wirklich beeinflußt hat und wie Mark beim Fotografieren vorgeht, erfahrt Ihr in diesem Interview.

INTERVIEW: SUSANNE KRIEG, FOTOS: MARK BROYER

 

Das Familien Eck: eine Kneipe in Ottensen mit guten Cocktails

 

Mark, Du gehst vor allem nachts auf Foto-Pirsch. Verzichtest Du dafür auch schon mal auf die eine oder andere Mütze Schlaf?

Dass ich hauptsächlich nachts fotografiere, ist eigentlich dem Umstand geschuldet, dass ich vor drei Jahren Vater geworden bin und dadurch abends einfach am meisten Zeit hatte. Meine Fotos sind natürlich abhängig vom Wetter, deshalb nutzte ich dann meistens auch die günstigen Tage, egal zu welcher Uhrzeit. Manchmal mitten in der Nacht, wenn zum Beispiel Nebel aufzieht.

 

Manchmal bastelt Mark Broyer sogar Gifs aus seinen Bildern.

 

Auf Deinen Fotos sieht man selten Menschen, dennoch lichtest Du öfters Orte auf St. Pauli oder in der Sternschanze ab, an denen normalerweise das Nachtleben tobt. Wie kriegst Du das hin?

Ich warte oft längere Zeit für ein Motiv, bis niemand mehr im Bild ist. Manchmal muss ich auch zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen. Denn selten ist es wirklich menschenleer, egal zu welcher Uhrzeit. Aber die größten Chancen hat man spät abends oder sehr früh am Morgen mitten in der Woche.

 

Sneak Peak: Große Elbstraße

 

Wie bist du darauf gekommen, die Stadt so zu zeigen, als sei sie einem David Lynch Film entsprungen? 

Ich bin auf jeden Fall von Filmen inspiriert, da ich versuche, meine Nachtmotive wie Filmszenen ohne Schauspieler wirken zu lassen. Andere große Quellen der Inspiration sind für mich der Maler Edward Hopper oder Fotografen wie Greg Girard, Todd Hido, William Egglestone oder auch der Regisseur Wim Wenders.

 

Grindelhochhäuser: das grüne Aquarium von „Winkel van Sinkel“

 

Wie sieht Deine Ausrüstung aus? Nutzt Du beispielsweise ein Stativ für Langzeitbelichtungen?

Ich benutze eine Sony Vollformatkamera mit lichtstarken Festbrennweiten von Voigtländer, 50 mm oder 40 mm. Ich fotografiere aus der Hand mit offener Blende, möglichst niedriger ISO und einer Belichtungszeit, die gerade noch so ohne Stativ funktioniert. Ein Stativ wäre für mich unpraktisch, da ich meistens auf dem Fahrrad durch die Stadt fahre und ich versuche möglichst unauffällig zu sein.

 

Große Freiheit, St. Pauli

 

In Punkto Unauffälligkeit beim Fotografieren haben wir auf jeden Fall etwas gemeinsam! Und wie sieht es mit dem Editing aus? Wie stark bearbeitest Du Deine Bilder?

Ich entwickele die Bilder in Lightroom, bis die Farben mir gefallen. Ansonsten mache ich keine Retusche. Für die Bearbeitung eines Bildes brauche ich in der Regel ein paar Minuten. Je länger es dauert, desto schlechter das Motiv. Das ist für mich immer ein wertvoller Gradmesser.

 

Altona-Altstadt: Eines meiner Lieblingsbilder. Ich wohne um die Ecke…

 

Welcher Ort in Hamburg gehört für dich zu den fotografisch spannendsten und warum? 

St. Pauli, weil es sich ständig verändert. Und wegen seiner Rauheit. Den Hafen mag ich wegen seiner Weite. Am spannendsten sind die unperfekten, authentischen Ecken einer Stadt. Am schwierigsten finde ich Motive in Wohngebieten oder Hochglanz-Vierteln wie der Hafencity.

 

 

Wenn Du losgehst, nimmst Du Dir einen bestimmten Ort vor oder lässt Du Dich lieber treiben?

Am Anfang bin ich tatsächlich einfach ohne festes Ziel losgefahren, inzwischen plane ich etwas mehr, da ich ja schon in vielen Ecken war. Oft sehe ich tagsüber Motive, die nachts funktionieren könnten. Ich gehe Straßen meistens erst einmal entlang, dann in der entgegengesetzten Richtung wieder zurück. Da ein Motiv oder eine Straße dann ganz anders wirken kann.

 

Hotel Pacific am Neuene Pferdemarkt, Sternschanze

 

Du fotografierst außerdem gern im nächtlichen Nebel. Bist Du ein Schlechtwetter-Enthusiast so wie ich?

Ja, ich kann tagsüber fotografisch auch jeder Wetterlage etwas abgewinnen. Nachts ist es für mich jedoch anders. Regen und Schnee finde ich dann besonders schwierig, da alles reflektiert. Eigentlich bin ich nachts eher ein Schönwetter-Enthusiast. Nur Nebel ist super. Das ist ein natürlicher Filter. Dann sieht alles irgendwie mystisch aus.

Vielen Dank, Mark!

 

Altonaer Fischmarkt. ♡


 

Mark Broyer im Netz:

Hier geht’s zu Marks Instagram-Account. Auf Behance sind außerdem weitere seiner Foto-Projekte zu sehen. Marks Website: https://www.intothelife.de/

 

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